Mindestpfeilgewicht
Wenn du zu leichte Pfeile schießt und damit das Mindestgewicht deiner Pfeile unterschreitest, riskierst du einen Leerschuss auf Raten.
"Schießt" du ohne Pfeil, killst du deinen Bogen. Schießt du mit zu leichten Pfeilen, killst du deinen Bogen ebenfalls, nur später. Das willst du aber nicht.
Mindestpfeilgewicht
Manche Hersteller und Bogensport-Fachhändler schreiben gar kein Mindestpfeilgewicht vor. Dazu, warum das so ist, schweigen wir an dieser Stelle. Seriöse Bogenbauer geben in der Regel entweder ein Mindestgewicht bezogen auf das reale Zuggewicht (gpp = grain per pound) an oder aber ein Gewicht per inch (Zoll) auf den Fertigpfeil berechnet.
Das kann folgendermaßen aussehen:
Wie in unserem Artikel Zuggewicht ausführlich beschrieben, hast du beispielsweise einen 30#-Bogen und ein reales Zuggewicht auf den Fingern von 33#. Ein Bogenbauer empfiehlt ein Mindestpfeilgewicht von 8 gn je # (Pfund) an realem Zuggewicht. Das entspricht dann im Beispiel einem Mindestpfeilgewicht von 8*33# = 264 gn (Grain), umgerechnet 17,11 Gramm. Dieses Gewicht solltest du dann auf keinen Fall unterschreiten.
Die zweite, wesentlich seltenere Variante kann lauten "mindestens 10 gn je " (Zoll) an Pfeillänge. Das hängt dann aber maßgeblich von der verwendeten Pfeillänge ab. Dieser Wert fällt nämlich, je länger der Pfeil ist und umgekehrt. Du musst vorher genau deine Pfeillänge wissen und multiplizierst diese Länge (in Zoll) mit diesen 10 gn. Bei einer Pfeillänge von 31,5", gemessen von der Spitze bis zum Nockboden (da, wo die Sehne in der Nocke liegt), hättest du so ein Mindestpfeilgewicht von 315 gn.
Du darfst das aber auf keinen Fall verwechseln mit den Werten, wie sie auf den meisten Pfeilschäften angegeben werden, wie z.B. "10,2 gpi". Das hat rein gar nichts damit zu tun. Abgesehen davon, dass diese Werte ohnehin meistens nicht stimmen. Das bezeichnet das Gewicht des rohen Pfeilschafts je Zoll bzw. Inch Länge.
Je schwerer ein Pfeil ist, desto leiser ist der Bogen und desto komfortabler ist das Schießen an sich. Natürlich fliegt ein schwerer Pfeil nicht so weit und nicht so schnell, wie ein leichterer Pfeil. Aber wir sind auch nicht auf der Jagd nach Distanz- oder Geschwindigkeitsrekorden. Und schwerer dürfen Pfeile immer sein, das schadet einem Bogen nicht.
Daher orientieren wir uns aufgrund unserer Erfahrung, viele andere traditionelle Bogenschützen sehen das genauso, an Mindestpfeilgewichten mit dem Faktor 8 bezogen auf das reale Zuggewicht bei schwächeren Bögen, 8,5 bei mittleren Zuggewichten ab ca. 27# und 9 - ? bei Zuggewichten ab 35#. Je höher das Zuggewicht, umso höher der Faktor.
Bei obigem Beispiel mit 33# kämen wir bei der Berechnung auf ein Mindestpfeilgewicht von rund 280 grain.
Wie setzt sich das Pfeilgewicht zusammen?
Ein Pfeil besteht aus dem Pfeilschaft, einer Spitze (Klebespitze oder Schraubspitze mit Insert), zumindest bei uns je einem Protektorring vorne und hinten, den Federn mit Federsicherung und der Nocke.
Bleiben wir bei unserem Beispiel - 33# reales Zuggewicht, Pfeillänge 31,5", angenommener Spinewert 600 (nachlesen bei Zuggewicht).
Wenn man von deiner Pfeillänge von 31,5" nun die Nocke und die Spitze abzieht, bleiben je nach genauer Ausführung 30,25" für den Pfeilschaft übrig.
Wir nehmen mal diesen Carbonschaft mit dem Spinewert 600. Laut Angabe (stimmt ohnehin nie, mit der Feinwaage nachwiegen) wiegt dieses Carbonröhrchen 5,7 gpi. Das heißt 5,7 Grain je inch bzw. Zoll Länge. Bei der Schaftlänge von 30,25" ergibt das ein Gewicht von 172,4 Grain.
Auf den Schaft vorne und hinten je ein Protektorring à 5 Grain, zusammen 10 Grain, bevor ...
... Spitze und Insert vorne in den Schaft geklebt werden. Eine Spitze mit 85 Grain und das Insert mit 12 Grain erhöhen unser bisheriges Pfeilgewicht auf 279,4 Grain.
Nun noch die Nocke mit 12 Grain hinten in den Schaft ...
... und die Federn samt Federsicherung mit gesamt 13 Grain auf´s Carbonröhrchen.
Fertig ist dein Pfeilchen und wiegt mit ein bisschen Kleber und, wenn die aufgedruckten 5,7 gpi auf dem Schaft stimmen, 305 Grain! Und damit liegen wir richtig gut, auf jeden Fall in dem Bereich, in dem du deinem Bogen keinen Schaden zufügen würdest.
Das alles ist aber keine Anleitung zum Pfeilbau oder irgendeine Empfehlung. Ebenso wenig sind die Faktoren des dynamischen Spines berücksichtigt. Die Beschreibung soll lediglich deinem Verständnis dienen.